Die Geschichte des Justizzentrums reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 1874 gab es Überlegungen zur Errichtung eines Justizneubaus. Nachdem sich über längere Zeit sowohl die Altstadt als auch das aufstrebende Frankenberger Viertel im Osten der Stadt bemüht hatten, den Justizneubau für sich zu gewinnen, fiel schließlich die Entscheidung zugunsten der damaligen „Peripherie“.
1. Das Gerichtsgebäude Kongresstraße
Der Gerichtsneubau wurde in den Jahren 1883 bis 1888 auf dem Grundstück Kongressstraße 11 errichtet. Das Gerichtsgebäude beherbergte das Amtsgericht sowie das Landgericht Aachen. Das neue Gebäude erwies sich jedoch sehr schnell als zu klein. Bereits 1895 erfolgt die erste Anmietung zusätzlicher Räume. Die Anzahl der Anmietungen erhöhte sich stetig, bis schließlich im Jahre 1919 neben dem eigentlichen Gerichtsgebäude 97 weitere Diensträume genutzt werden mussten. Der Gebäudeteil Kongressstraße ist inzwischen fast vollständig saniert worden. In ihm sind derzeit Zivilkammern des Landgerichts sowie die Landgerichtsverwaltung untergebracht. Ferner befinden sich dort Sitzungssäle, die für Zivilsitzungen des Landgerichts genutzt werden. Unmittelbar über dem nicht mehr genutzten alten Eingang befindet sich der alte Schwurgerichtssaal, der neu hergerichtet wurde und als Veranstaltungs- und Besprechungssaal dient.
2. Das Gerichtsgebäude Adalbertsteinweg
Wegen des vermehrten Raumbedarfes war im Jahre 1913 beschlossen worden, auf dem benachbarten „Platz des Kongressdenkmals“ einen Erweiterungsbau zu schaffen. Mit der Herrichtung des Baus war bereits begonnen worden, als der Ausbruch des ersten Weltkrieges die weitere Ausführung der Pläne für etwas mehr als ein Jahrzehnt verhinderte. Erst im Jahre 1925 konnten die Bauarbeiten fortgesetzt und schließlich im Jahre 1929 fertiggestellt werden. Der Erweiterungsbau mit seinem zum Adalbertsteinweg gelegenen alten Eingang, der heute nicht mehr genutzt wird, bildet gemeinsam mit dem Torbau der alten Justizvollzugsanstalt und dem Parkhaus das heutige Gesicht des Justizzentrums. In dem Gebäude am Adalbertsteinweg befinden sich die Zivil- und Familienabteilungen sowie die Nachlass-, Handels- und Vereinsregister-, Grundbuch- und Zwangsvollstreckungsabteilungen des Amts- und Landgerichts sowie die dazugehörigen Sitzungssäle. Über die alte Säulenhalle (Erdgeschoss) erreicht man den Torbau der früheren Justizvollzugsanstalt. Durch den Torbau gelangt man vom Adalbertsteinweg aus in den Eingangshof des Justizzentrums. Im Torbau befinden sich die Insolvenzabteilungen des Amtsgerichts Aachen.
3. Das neue Justizzentrum
Schon bald genügte auch das erweiterte Gebäude nicht mehr den Raumanforderungen von Amts- und Landgericht. Insbesondere die Abteilungen des Amtsgerichts waren auf drei verschiedene Standorte in der Stadt verteilt. Da auch die Staatsanwaltschaft in Aachen auf verschiedene Gebäude zersplittert war, wuchs schon in den sechziger Jahren die Idee, sämtliche Justizbehörden in Aachen unter ein Dach zu bringen. Über Jahrzehnte hinweg war dies jedoch ein Wunsch ohne Chance auf Realisierung. Noch am 29. November 1997 wurde in der Aachener Tagespresse unter dem Stichwort „Zwei Haftanstalten für immer und ewig?“ darüber spekuliert, ob es am Aachener Adalbertsteinweg jemals zu den geplanten Neuinvestitionen kommen werde. Ende des letzten Jahrhunderts war es dann aber soweit. Im Jahre 2000 lobte das Land Nordrhein-Westfalen einen internationalen Realisierungswettbewerb zum Bau eines neuen Justizzentrums aus. Den Wettbewerb konnte das Architekturbüro Weinmiller-Architekten für sich entscheiden. Beginn der ein Investitionsvolumen von 78 Millionen Euro umfassenden Bauarbeiten war dann im Januar 2004 mit dem Abriss der alten Justizvollzugsanstalt. Auf dem seit 120 Jahren für Vollzugszwecke genutzten Areal der alten Justizvollzugsanstalt Aachen am Adalbertsteinweg entstand nach der Verlagerung der Justizvollzugsanstalt und dem Abriss des alten Gebäudes ausreichend Platz, um in Erweiterung des alten Gerichtsgebäudes ein neues Justizzentrum zu errichten, in dem sämtliche Justizbehörden der Stadt Aachen ihren Standort haben sollten. Mit der Übergabe am Nikolaustag 2007 wurde der angekündigte Fertigstellungstermin von dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen - Niederlassung Aachen - pünktlich eingehalten. Die offizielle Einweihung des Justizzentrums durch die ehemalige Justizministerin Frau Roswitha Müller-Piepenkötter erfolgte schließlich am 30. April 2008.